Aus Kinderschutzsicht sind die Balus eine wichtige Ressource im Kontakt mit den Moglis.
Aus der Begleitforschung wissen wir, dass Mogli im Rahmen von Balu und Du an Kompetenzen im Umgang mit eigenen Bedürfnissen und Grenzen gewinnt, welche damit in vielerlei Hinsicht vor Übergriffen schützen und den Umgang mit schwierigen Situationen erleichtern.
Am Ende der Projektzeit kommunizieren die Kinder beispielsweise offener und differenzierter als am Anfang – eine wertvolle Kompetenz, um sich in schwierigen Situationen Hilfe zu holen und sich verständlich zu machen.
Die Balus bestärken die Kinder immer wieder, Grenzen wahrzunehmen, zu setzen und „Nein“ zu sagen.
Der/Die agiert Balu als zusätzliche Ansprech- und Vertrauensperson, mit der Mogli nicht nur schöne Erlebnisse, sondern auch Fragen, Sorgen und Nöte teilt. Nicht selten erzählen die Moglis Balu von belastenden Erlebnissen in der Schule oder zuhause.
Die Balus hören zu, zeigen Verständnis, leisten wertvolle Unterstützung, um Mogli den Umgang mit solchen Situationen zu erleichtern, Veränderungen anzustoßen und im Fall der Fälle über den/die Koordinator:in professionelle Hilfe einzubinden. Die Balus erleben solche Situationen als herausfordernd und suchen umso mehr nach Orientierung und Handlungssicherheit.
Motive aus den Präventionskarten zur Schulung der Balus. Illustrationen: Antje Bohnstedt
Um die Balus zu sensibilisieren und zu stärken, begleiten wir sie intensiv.
Die Balus halten jedes Treffen mit Mogli in einem Online-Tagebuch fest und erhalten von einer festen, pädagogisch geschulten Fachkraft Anregungen zu den Eindrücken, Fragen und Herausforderungen, die sie beschäftigen. Noch mehr Unterstützung durch andere Balus und die örtliche Fachkraft finden die Balus im Begleittreffen. Durch die enge Begleitung lassen sich besorgniserregende Entwicklungen in den Patenschaften und andere Herausforderungen schon frühzeitig erkennen und bearbeiten.
Neben der kontinuierlichen und engen Begleitung hat die Schulung der Balus eine Schlüsselfunktion.
Die Balus nehmen während des Mentorates an drei mindestens 90-minütigen Schulungen zu Kinderschutz und Prävention teil. So reflektieren sie anhand von typischen, zum Teil schwierigen Szenen aus dem Alltag von Tandems, wie sie das Miteinander mit Mogli achtsam und grenzwahrend gestalten. Darüber hinaus erfahren sie, wie wichtig sie als Vertrauenspersonen sind, woran sie schwierige Situationen und Schieflagen erkennen, wie sie damit umgehen können, was im Miteinander mit Mogli zu beachten ist und wo sie Unterstützung finden.
Jonas Niebur, KGS Rastede
Iria Jäger, Caritas Münster
In den Schulungen und den regelmäßigen Begleittreffen werden die Balus darauf vorbereitet, den Moglis die erwähnte Unterstützung anbieten zu können.
Gemeinsam werden z.B. folgende Fragen der Balus besprochen:
Wie unterstütze ich Mogli bei Problemen zuhause oder in der Schule?
Wie unterstütze ich Mogli, wenn er/sie mir von Bullying oder Mobbing erzählt?
Wie spreche ich Mogli an, wenn ich den Eindruck habe, etwas bedrückt Mogli?
Wie reagiere ich, wenn Mogli mir etwas Schlimmes erzählt?
Soll ich Mogli versprechen, niemandem davon zu erzählen? Soll ich die Eltern einweihen?
Was ist meine Aufgabe als Balu in so einer Situation?
Wo endet meine Verantwortung, weil mein/meine Koordinator:in das in die Hand nimmt?
Was ist, wenn mich die Situation überfordert? Wo finde ich dann Unterstützung?
Wirksamer Kinderschutz gelingt nur in enger Zusammenarbeit.
Die Standorte sind eng vernetzt mit dem örtlichen Hilfenetz. Wenn herausfordernde Situationen erkennbar sind, wird der Weg zu fachlicher Unterstützung und Beratung von außen dadurch leichter.
Darüber hinaus hat der Balu und Du e.V. zwei Kinderschutzexpertinnen beauftragt, Koordinator:innen und Balus bei Bedarf zu beraten. Wesentlich zum Schutz der Moglis ist auch die Zusammenarbeit mit den Eltern und den Vermittlungspersonen. Als Vermittlungspersonen fungieren häufig Grundschullehrkräfte. Sie initiieren die Teilnahme der Kinder und stehen täglich zu ihnen in Kontakt. Eltern und Vermittlungspersonen haben das Wohl des Kindes und die Entwicklung des Tandems aus einer Außenperspektive im Blick.
Uns ist bewusst, dass diese und all die anderen Maßnahmen, die im eigens auf Balu und Du zugeschnittenen Konzept „Kinderrechte und Prävention von Kindeswohlgefahrdung“ verankert sind, nur ein erster Schritt sind, um unserem Anspruch, Moglis und Balus in gleicher Weise zu stärken und zu schützen, gerecht zu werden. Um Kinderschutz noch weitreichender und stärker zu verankern, entwickeln wir aktuell ein Schutzkonzept.
Das Schutzkonzept soll sich nicht nur auf die Prävention und Früherkennung von potenzieller sexualisierter Gewalt beziehen, sondern auf jedwede Formen der Gefährdung von beteiligten Minderjährigen und jungen Erwachsenen und Verletzungen von Kinderrechten.
Wichtig ist uns, dass all diejenigen an der Weiterentwicklung teilhaben und mitwirken, die Balu und Du an den Standorten leben.
Wir greifen auf eine große Expertise im Bereich Kinderschutz zu.
Wir wollen allen Menschen, die zum Gelingen des Programmes beitragen, mit dem Schutzkonzept noch mehr Orientierung und Handlungssicherheit bieten.
Balus fragen, wie sie in sensiblen Situationen wie z.B. im Schwimmbad achtsam und grenzwahrend handeln. Koordinator:innen fragen, woran sie ungeeignete Mentor:innen erkennen, mit Schieflagen in der Beziehung zwischen Balu und Mogli umgehen und Balus in Krisensituationen begleiten und schützen.
Manche Fragen sind an Schulstandorten drängender und anders zu beantworten als an Hochschulen und Universitäten und umgekehrt: Wie viel enger soll die Begleitung, wie viel umfangreicher die Schulung der minderjährigen Schüler:innen-Balus sein?
Manche Herausforderungen sind bei freien Wohlfahrtsverbänden größer als an Schulen: Wie bekommen wir einen aussagekräftigen Eindruck von dem Menschen, der sich bei uns als Balu bewirbt, damit wir einschätzen können, inwieweit dieser Mensch als Balu geeignet ist?
Diese und weitere Fragen sollen im Schutzkonzept beantwortet werden.
Status Quo:
Parallel dazu entwickeln wir im ersten Schritt aus Kinderschutzsicht weiter: